Mittwoch, 10. Dezember 2008

ORF: Die Sinnfrage bleibt unbeantwortet


Erhebliche Schieflage auf dem Küniglberg. Bild: flickr.com/Scotty DT

Überleben ist momentan alles. Für das Unternehmen selbst ebenso wie für die Führungsmannschaft. Obwohl letzteres heftig dementiert wird. Doch im Lichte der Ereignisse und der Skepsis des Stiftungsrates scheinen solche Beteuerungen als eben die halbherzige Routine, die sie ohnehin in solchen Fällen sind.

Die Hoffnung von ORF-Chef Alexander Wrabetz auf ein Budget für 2009 lebt. Ebenso die Hoffnung, die Sitzung des Stiftungsrats am Donnerstag ohne Abwahl zu erledigen. Die Deadline für die Gehaltsverhandlungen im ORF markiert der Termin für den Finanzausschuss des Stiftungsrats: Donnerstag, 8.30 Uhr. Von ihrem Ausgang hing maßgeblich ab, ob ORF-General Alexander Wrabetz sein Budget für 2009 durchbringt.

Unüberbrückbar weit lagen Betriebsräte und ORF-Führung Mittwoch zuletzt nicht auseinander. 3,9 Prozent Gehaltsanpassung hatten die Belegschaft gefordert, General Wrabetz bot 3,4 - aber zum Gutteil nur als Einmalzahlung.
Eine Einigung über die Lohnrunde auf dem Küniglberg sichert Wrabetz eine Mehrheit im Stiftungsrat für das Budget 2009. Die SPÖ-Stiftungsräte stützten den Finanzplan, mit Betriebsräten und Unabhängigen im obersten ORF-Gremium sollte es sich ausgehen.

"Frosch im Milchglas"

Einer dieser Unabhängigen im Rat ist Caritas-Chef Franz Küberl. Der fühlte sich "wie ein Frosch im Milchglas" beim Versuch, die Masse der vorgelegten Finanzdaten, Sparpläne und dergleichen zu bewerten: "Strampeln, bis die Milch fest wird." Bewerten nämlich ohne grundlegende Klarstellung, "wozu wir in Zukunft da sind". Wir meint den ORF. Küberls Froschperspektive am Mittwochnachmittag fürs Budget: "Die Milch wird fester."

Da waren gerade die Gehaltsverhandlungen für den Programmausschuss des ORF-Stiftungsrats unterbrochen. Im Hintergrund erinnerte zudem die SPÖ die bisher ablehnende ÖVP an die neue (Regierungs-)Zusammenarbeit.
Ungeniert forderte BZÖ-Generalsekretär Martin Strutz, Stiftungsratschef Klaus Pekarek "muss" im Interesse Kärntens (das ihn entsandte) gegen das Budget stimmen. Pekarek zum STANDARD: "Ich übe meine Funktion weiterhin jenseits aller Parteipolitik aus."

Kandidaten für die ORF-Spitze
Auch wenn Wrabetz sein Budget 2009 durchbringt: Sein Job und der seiner Direktoren wirkt weiter unsicher. Personalfragen seien Donnerstag kein Thema im Stiftungsrat, erwarten wesentliche Mitglieder des Stiftungsrat.
Eine neue Führung dürfte eher die für 2009 erwartete Änderung des ORF-Gesetzes nach Abschluss des EU-Wettbewerbsverfahrens bringen. Heftig werden Kandidaten für die ORF-Spitze kolportiert. Weiterhin hoch im Kurs: Der ehemalige ORF-Chef und heutige Boss der RTL Group Gerhard Zeiler. Der Wiener kann ausnehmend gut mit "Krone"-Chef Hans Dichand, und der noch besser mit dem Kanzler. Bogdan Roscic, heute Boss des Klassik-Labels Decca und früher Ö3-Chef, kursiert für das Direktorium. Roscic kommentierte das nicht.

60 Gebührenmillionen
Knapp vor dem Stiftungsrat lieferte Wrabetz Details zu seinen Finanzplänen. 40 bis 60 Gebührenmillionen drohen ihm zu entgehen, weil das Verwaltungsgericht entschied: Nur wer ORF technisch empfangen kann, muss Programmentgelt zahlen. Bis zu 300.000 Haushalte beträfe das. Das (sonst ORF-Wünschen derzeit abholde) Kanzleramt plant, das Gesetz zu ändern, um das zu verhindern.

Quelle: derstandard.at

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