Freitag, 5. Dezember 2008

Notkredit für Autobauer: US-Politiker fürchten Zorn der Bevölkerung


Sie flehen die US-Politiker um einen Notkredit an: (v.l.) General-Motors-Chef Rick Wagoner, Chrysler-Vorstand Robert Nardelli und sein Ford-Kollege Alan Mulally (c) dpa

Das Schicksal der großen US-Autobauer Ford, Chrysler und General Motors hängt am seidenen Faden. Die Politiker zieren sich, den Autobauern staatliche Unterstützung zu gewähren. Sie fürchten den Zorn der amerikanischen Öffentlichkeit. Ein Senator sprach von einem möglichen Todesurteil für den einen oder anderen Konzern.

Die ums Überleben kämpfenden drei großen US-Autokonzerne müssen weiter um staatliche Unterstützung bangen. Mit ihrer Bitte um Notkredite in Höhe von 34 Milliarden Dollar drohe den Autobauern „die Wut der amerikanischen Öffentlichkeit“, sagte der demokratische Abgeordnete Gary Ackerman. Der demokratische Vorsitzende des Finanzausschusses im Senat, Christopher Dodd, sprach von einem möglichen Todesurteil für den einen oder anderen Konzern.

Die auf zwei Tage angesetzte Anhörung der Chefs von General Motors (GM), Ford und Chrysler vor den Finanzausschüssen des Kongresses wurde am Freitag fortgesetzt. Zuvor hatte die Regierung mitgeteilt, dass sich die Lage auf dem Arbeitsmarkt im November nochmals deutlich verschlechtert hat. Die Arbeitslosenrate stieg auf den höchsten Stand seit 15 Jahren.

Unter diesen Umständen nichts zu tun und einen Bankrott von einem oder mehreren Autokonzernen hinzunehmen "wäre ein Desaster“, sagte der demokratische Vorsitzende des Finanzausschusses im Repräsentantenhaus, Barney Frank, vor der Anhörung. Der Präsident der mächtigen Autogewerkschaft UAW, Ron Gettelfinger, warnte am Donnerstag, General Motors könnte Ende des Monats verloren sein.

Die Chefs von General Motors (GM), Ford und Chrysler wollten staatliche Kredite in Höhe von 34 Milliarden Dollar durchsetzen. Sollten die Konzerne die Finanzspritze erhalten, müssten sie wohl eine von der Regierung ernannte Aufsicht dulden, die ähnlich einem Insolvenzverwalter eine radikale Restrukturierung vorantreiben würde. GM und Chrysler zeigten sich für diese Idee grundsätzlich offen, Ford war zunächst zurückhaltend.

Obama in der Kritik
Abgeordnete aus den US-Staaten der Autohersteller drohten damit, die zweite Tranche des Rettungspakets für die Finanzwirtschaft in Höhe von 350 Milliarden Dollar zu blockieren, wenn den Autobauern nicht geholfen werde. Dafür wäre allerdings eine Zweidrittelmehrheit nötig, was unwahrscheinlich erscheint.
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Der künftige US-Präsident Barack Obama geriet wegen seiner Zurückhaltung in der Diskussion um die Rettung von Banken und Autokonzernen in den eigenen Reihen in die Kritik. Der Ausschussvorsitzende Frank fordern von Obama stärkere Einmischung. Dieser begründet seine Zurückhaltung damit, dass es immer nur einen Präsidenten gebe, und das sei noch bis zum 20. Januar George W. Bush.

Bush warnt vor Verschwendung der Steuergelder
Die demokratische Kongressführung sieht indes auch das Weiße Haus in der Pflicht. Der Mehrheitsführer im Senat, Harry Reid, und die Präsidentin des Repräsentantenhauses, Nancy Pelosi, appellierten an Bush, Mittel aus dem 700-Milliarden-Dollar-Paket für die Banken an die Automobilbranche abzuzweigen. Bush hat dies bisher immer abgelehnt. Zum Nutzen der Steuerzahler müsse sichergestellt werden, dass die von den Konzernen vorgelegten Sanierungspläne ein langfristiges Überleben der Unternehmen sicherten, sagte er dem Sender NBC am Donnerstag.

Die "Big Three“ genannten Autohersteller legen in Washington getrennte Rettungspläne vor, die eine massive Umstrukturierung vorsehen. GM will vom Staat einen Notkredit über zwölf Milliarden Dollar, wobei vier Milliarden sofort überwiesen werden sollen. Außerdem wünscht sich die Opel-Mutter zur Absicherung weiterer Risiken eine zusätzliche Kreditoption auf sechs Milliarden Dollar. Chrysler hat seinen Finanzbedarf bis zum Jahresende mit sieben Milliarden Dollar angegeben, um den Betrieb aufrechtzuerhalten. Ford hat eine Kreditlinie von neun Milliarden Dollar beantragt.

Quelle: welt.de

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