Dienstag, 21. Oktober 2008

Haider und Kreisky: (K)ein Vergleich

Bevor die Mythen- und Legendenbildung um den vormaligen Provinzpolitiker Jörg H. unter kräftiger Mithilfe von Politik, Kirche und Medien unvermindert weiter geht, sei hier einmal kurz innegehalten und darauf hingewiesen, dass es sich bei letzterem keinesfalls um einen legitmimen oder illegitimen Erben des ehemaligen österreichischen Bundeskanzlers handelt.

Während Kreiskys Politik auf eine offenere und emanzipatorische Gesellschaft abzielte, agierte der sogenannte Tabubrecher H. stets in einem ausschließenden Sinne des “Wir gegen die” (bei beliebig wechselnden Konstellationen) in einem hermetischen Weltbild, das jegliches In-Frage-Stellen des Status Quo als den tatsächlichen Tabubruch ansah. Zwar kritisierte H. mit vollem Recht die Auswüchse des österreichischen Proporzsystems, sah aber jede Kritik an sich selbst als persönlichen Angriff auf sein narzisstisch geprägtes Ego und stilisierte sich als Märtyrer im Interesse der vermeintlich Entrechteten und Enterbten. Für die tatsächlich Rechtlosen hatte H. aber im Gegenteil gar nichts übrig und trat bekanntermaßen den Rechtsstaat mit Füssen, wenn ihm dies opportun erschien. Und als die seinigen endlich an den Futtertrögen der Macht angekommen waren, entwickelten sie eine schlimmere Gier bei der Verteilung ebendieser Macht und den damit verbundenen Privilegien, als diejenigen, welche zuvor über die Jahre so heftig von ihnen dafür kritisiert wurden.

Dass sich also der vermeintlich wichtigste Politiker der letzten Jahrzehnte im Suff derstessen hat, obwohl man ihm noch am liebsten hintennach dichten wollte, es sei womöglich im Anschluss an einen Tag voller “Pflichterfüllung” geschehen, rundet das Wirken eines von manchen dämonisierten Scharlatanes der österreichischen Innenpolitik vollends ab. Auf den Nachfolger Kreiskys wird vermutlich noch eine Weile zu warten sein, aber die Anwärter für das Erbe von H. sind bereits deutlich wahrnehmbar.

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