Dienstag, 23. Dezember 2008

Deripaska: Finanzkrise erreicht Russlands Oligarchen

Die weltweite Finanzkrise ist für die Reichen der Reichsten in Russland auch eine Möglichkeit, Solidarität mit dem Kreml zu zeigen: Sollte das Land eine Art "New Deal" benötigen, werde er bereitstehen, hatte der reichste Mann Russlands, Oleg Deripaska, im Dezember gesagt. Jetzt ist es bereits so weit, wenn auch anders als ursprünglich gemeint. Die hoch verschuldeten Unternehmenskonglomerate, die sich die Oligarchen aus den Resten der Sowjetunion zusammengetragen hatten, müssen sich für Darlehen beim Staat anstellen. Damit könne Ministerpräsident Wladimir Putin seinem erklärten Ziel näherkommen, wieder mehr Einfluss bei den größten Unternehmen Russlands zu erhalten.

Strabag-Aktionär Oleg Deripaska selbst will sich nun auch von seiner angeschlagenen Sojus-Bank trennen. Deripaska, der laut Bloomberg-Berechnungen aufgrund der Finanzkrise bereits mehr als 16 Milliarden US-Dollar verloren hat, verhandelt derzeit mit einer Gasprom-Tochter über den Verkauf von 75 Prozent an seiner Bank.

Bei dem Käufer soll es sich laut Berichten von Kommersant und Wedomosti um die Gasenergoprombank handeln. Der Kaufpreis sei rein symbolisch. Die Gasenergoprombank ist bereits bei der ebenfalls in Schieflage geratenen Sobinbank eingesprungen.



Die Sojus Bank hatte zunehmend mit Liquiditätsproblemen zu kämpfen, weil viele Privatkunden ihre Einlagen abzogen. Am Montag senkten die Analysten von Standard & Poor’s das längerfristige Kreditrating der Sojus-Bank von B auf B- mit einem negativen Ausblick. S&P-Analystin Marija Maljukow begründete die Abstufung mit der bedeutenden Verschlechterung der Liquidität, dem Abfluss der Bankeinlagen und dem Schaden, den die Bank im Aktienhandel infolge der Turbulenzen am russischen Finanzmarkt erlitten hatte.

Laut Uralsib-Analyst Leonid Sliptschenko ist die Übernahme von Deripaskas Hausbank durch eine staatsnahe Bank eine Win-win-Situation: “Deripaska hat gute Kontakte zur Regierung. Es wird eine Übereinkunft zwischen dem Käufer und Deripaska geben.” Die Gasenergoprombank erhalte einen guten Kundenstamm - ein Drittel der Sojus-Kunden sind Unternehmen aus Deripaskas Basel-Konzern - und Deripaska könne im Gegenzug sicher sein, dass die Konten seiner Unternehmen in sicheren Händen sind.


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Magna und Hochtief-Anteile abgegeben
Die Sojus-Bank ist nicht die einzige Beteiligung, von der sich Deripaska seit Ausbruch der Finanzkrise trennen musste. So gab der einst reichste Russe bereits seine Anteile am kanadischen Automobilzulieferer Magna und am deutschen Baukonzern Hochtief an die finanzierende Bank zurück. Die Finanzierung von Deripaskas Strabag-Anteil hat im Oktober ein Raiffeisen-Konsortium übernommen.

An seinem Anteil am Buntmetallkonzern Norilsk Nickel will Deripaska jedoch festhalten. Im April hatte der 40-Jährige mithilfe eines internationalen Bankenkonsortiums 25 Prozent an Norilsk Nickel erworben, um diesen mit seinem Aluminiumkonzern Rusal zu fusionieren. Der Schuldenstand von Rusal stieg daraufhin auf 14 Milliarden US-Dollar. Zur Refinanzierung des Konsortialkredits erhielt Rusal Anfang November einen 4,5-Milliarden-Dollar-Kredit der russischen Staatsbank VEB.

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