Dienstag, 16. Dezember 2008

Betrugsaffäre Madoff: Vorläufige Nachlese


Bevor im wahrscheinlich größten Anlagebetrugsfall aller Zeiten (geschätzter Schaden bisher: 50 Mrd. Dollar) noch alle Einzelheiten bekannt sind, versuchen wir die ersten Bruchstücke hinter den glitzernden Fassaden dieser Luxuspyramide auszumachen.

So war etwa bisher die Bank Medici mangels nennenswerten zu veranlagenden Vermögens einer breiten Öffentlichkeit eher unbekannt. Einiges Wissenswerte über das kleine und bis jetzt feine Institut im Windschatten der roten Banken- und sonstigen Kolosse steht hier.

Ponzi-System
Der Betrug funktionierte laut Polizei nach dem "Ponzi-System". Mit dem Namen, der auf den 20er-Jahre-Betrüger Charles Ponzi anspielt, wird in den USA eine Gaunerei nach einem bestimmten Pyramiden-Prinzip bezeichnet: Dabei werden einem Investor sehr hohe Renditen versprochen. Diese Renditen werden aber wiederum aus dem Geld bezahlt, das danach angeworbene Investoren einzahlen. Fehlt am Ende der Pyramide neues Geld, bricht das System zusammen:
Auf der Höhe seines Erfolges in Boston im Jahr 1920 wurde Charles A. Ponzi als der größte Italiener aller Zeiten von jenen bejubelt, die er betrog. "Das stimmt nicht," sagte er bescheiden, "da war Kolumbus, der Amerika entdeckte und Marconi, der das Radio entdeckte." "Aber Charlie, Sie entdeckten Geld," antworteten sie ihm.

Weitere betroffene Banken
Natixis erklärte am Montag, zwar habe man keine Direktinvestitionen in Madoffs Hedgefonds getätigt. Allerdings seien 450 Millionen Euro von Klienten über Fonds indirekt bei Madoff Investment Securities angelegt worden. Der Schaden hänge davon ab, "in welchem Maß die Anlagen zurück gewonnen werden können". Das gleiche Szenario gilt für BNP Paribas, hieß es in einer kurzen Erklärung vom Sonntagabend.

Die Schweizer Reichmuth & Co gab ebenfalls ein Risiko von 350 Millionen Euro bekannt. Man bedaure ernsthaft, von dem mutmaßlichen Betrug betroffen zu sein, teilte die Bank ihren Kunden mit, ohne zunächst weitere Einzelheiten zu nennen. Die Royal Bank of Scotland, zu 58 Prozent britisches Staatseigentum, bezifferte das Risiko auf 400 Millionen Pfund (446 Millionen Euro). Auch Banken in Fernost drohen in den Strudel mit hineingezogen zu werden. Das größte japanische Börseninstitut Nomura Holdings legte 27,5 Milliarden Yen (227 Millionen Euro) bei Madoff an.

Prominente betroffen
Mittlerweile tauchen auch die Namen von einzelnen Betroffenen auf, so etwa Hollywood-Regisseur Steven Spielberg und sein Geschäftspartner und Chef des Trickfilm-Studios DreamWorks Animationo, Jeffrey Katzenberg, sowie der 95-jährige Unternehmer Carl Shapiro. Shapiro, ein langjähriger Freund Madoffs, habe laut WSJ 545 Millionen Dollar (ca. 400 Millionen Euro) bei Madoff investiert. Das entspräche der Hälfte seines Vermögens.

Bild: flickr.com/ussaro_etneo

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